… es lockert sich wieder. Das wird wohl die meisten von uns sehr freuen. Es scheint, als würde schon bald alles wieder normal. Aber was heißt eigentlich normal und was soll überhaupt wieder normal werden? Diese Frage stellt sich jetzt, an dieser Frage kommen wir nicht vorbei. Die französische Schauspielerin Juliette Binoche hat mit mehr als 200 Kollegen aus Kultur und Wissenschaft in der französischen Tageszeitung Le Monde einen Aufruf veröffentlicht mit der Überschrift „Nein zur Rückkehr zur Normalität“. Sie fordern dort, die Corona-Pandemie zum Anlass zu nehmen, unsere Lebensweisen grundlegend in Frage zu stellen. Alles müsse auf den Prüfstand: unsere Konsumgewohnheiten und unsere Ökonomie. Richtig so! Im Prinzip. Ich halte es für vollkommen richtig, jetzt darüber nachzudenken, was ist möglich und was ist nötig. Was will ich ändern, was will ich beibehalten, für welche Änderungen setze ich mich in Zukunft ein. Wir haben in der letzten Zeit deutlich vor Augen geführt bekommen, dass wir viel weniger wissen, als wir nicht wissen. Der Philosoph Jürgen Habermas hat das so formuliert: „So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie.“ Deshalb glaube ich an den Zweifel. Wir sollten alles grundsätzlich in Zweifel ziehen. Richtig kann nur das sein, was sich nicht begründet bezweifeln lässt – solange, bis es begründet bezweifelt wird. Rausfinden, was richtig ist, geht demnach nur, wenn wir miteinander sprechen, debattieren, streiten. Ich freue mich, dass wir das wohl schon bald wieder gemeinsam in Marialinden tun können. Bis bald!
robert.puetz@marialinden.de
Vorsitzender Nr.1 des Bürgerkomitees

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